Der mit großem Werbeaufwand (z.B. Galadiners für ausgewählte Gäste mit Festvorträgen) eingeführte „erste selektive T-Kanal-Blocker“ Mibefradil (s.a. AMB 1997, 31, 88) wurde mit einem Rote-Hand-Brief vom 5. Juni 1998 von der Hoffmann-La Roche AG „eigenverantwortlich“ vom Markt genommen. Noch vor Monaten wurde – insbesondere von Pharmareferenten – das neue Wirkprinzip und die gute Verträglichkeit des Mittels („Nebenwirkungen im Plazebobereich“) herausgestellt und versucht, mit Posicor in die etablierte Hochdrucktherapie einzubrechen. Vergleichende Langzeitstudien zur Hochdrucktherapie liegen aber nicht vor. Als Rhabdomyolysen als Wechselwirkung mit Statinen (Simvastatin, Lovastatin) bekannt wurden, gab es zunächst ein pharmakologisch-medizinisches Gutachten zu diesen Wechselwirkungen und danach auf kleinen Karten „Empfehlungen zur sicheren Kombinationstherapie mit Statinen“. Diese Sicherheit scheint nach Ansicht des Herstellers nun auch nicht mehr gewährleistet zu sein. Das ist verständlich, wenn man die in der Praxis oft schwer überschaubare Vielfachmedikation bei Herz- und Hochdruckkranken bedenkt. Schwer überschaubar war offenbar auch der Entschluß zur eigenverantwortlichen Marktrücknahme von Posicor, denn wenige Tage zuvor wurden noch Ärztemuster angeboten. Diese Eigenverantwortlichkeit sollte es auch bei überzogener und vorschneller „Promotion“ geben.