Eine orthostatische Hypotension ist eine bekannte Nebenwirkung bei der Behandlung depressiver Patienten mit trizyklischen Antidepressiva und Monoaminoxidase-Hemmern. Bei Anwendung der neueren, mit der selektiven Wiederaufnahme von Serotonin (SSRI) in zerebrale Neurone interferierenden Substanzen ist diese Nebenwirkung offenbar sehr selten oder weniger ausgeprägt. Unter der Rubrik „Drug Points“ wird im Brit. Med. J. (1998, 316, 595) über einen Fall von ausgeprägter orthostatischer Hypotension bei Einnahme von 10 bis 20 mg Paroxetin (in Deutschland: Seroxat oder Tagonis) berichtet. Eine 75jährige Frau hatte bisher wegen anderer Erkrankungen Chininsulfat, Fluvastatin und Temazepam eingenommen, als ihr wegen einer Depression zusätzlich 10 mg, nach 14 Tagen 20 mg Paroxetin/d verschrieben wurde. 6 Tage nach Einnahmebeginn traten Schwindel und ausgeprägte orthostatische Hypotension auf. Im Stehversuch fiel der Blutdruck von 170/90 mm Hg auf 90/60 mm Hg ab. Nach Absetzen von Paroxetin bei weiterer Einnahme der oben erwähnten Medikamente fiel der Orthostase-Test normal aus. Erneute Exposition mit 10 mg Paroxetin führte zu einem Rezidiv der orthostatischen Hypotension, die nach Absetzen wieder verschwand. Dem britischen „Committee on Safety of Medicines“ liegen insgesamt 43 Meldungen von orthostatischer Hypotension nach Einnahme von Paroxetin vor. Auch nach Einnahme anderer Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (z.B. Sertraline) wurde diese Nebenwirkung beobachtet.
Fazit: Auch bei Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern als Antidepressiva ist auf eine orthostatische Hypotension als mögliche Nebenwirkung zu achten. Die Symptome sind Schwindel, Leeregefühl im Kopf und orthostatische Präsynkopen bis Synkopen.