Unter diesem Motto hat am 18. Oktober 2001 in Neu-Ulm eine Pressekonferenz stattgefunden, zu der leitende Ärzte der Abteilung Allgemeinchirurgie der Universität Ulm eingeladen hatten. Die Ulmer Mediziner haben den Operationssaal verlassen und nach eigenen Aussagen in dreijähriger Forschungsarbeit „den Wirkungsmechanismus von Ukrain bis auf die molekulare Ebene aufgeklärt“. Darüber hinaus haben sie eine monozentrische, randomisierte, dreiarmige Studie bei 90 Patienten mit fortgeschrittenem und nicht-operablem Pankreaskarzinom durchgeführt und angeblich zeigen können, daß „eine zusätzliche Medikation mit Ukrain, zusätzlich zur bisherigen Standard-Chemotherapie (Gemcitabin), einen großen Fortschritt in der mittleren Überlebenszeit unter Erhaltung der Lebensqualität bringt“. Diese Pressemitteilung der Ulmer Chirurgen ist sehr ungewöhnlich, da über experimentelle und klinische Daten berichtet wird, bevor diese Ergebnisse in einer seriösen medizinischen Fachzeitschrift publiziert worden sind und bevor die Richtigkeit dieser Aussagen durch unabhängige onkologische Experten überprüft werden konnte. Wir warten mit Spannung auf die Publikation dieser bemerkenswerten Ergebnisse („Medikation mit Ukrain verlängerte die mittlere Überlebensdauer der Patienten von 5 auf 10 Monate“) in einer medizinischen Zeitschrift. Bis dahin lehnen wir (vgl. AMB 1999, 33, 63 und 2001, 35, 64) ebenso wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte den Einsatz von Ukrain bei Tumorpatienten mit aller Entschiedenheit ab, da aussagekräftige präklinische und klinische Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit dieses Präparates nicht vorliegen (1, 2).
Kürzliche Bemühungen einer onkologischen Arbeitsgruppe in Großbritannien, die Wirksamkeit von Ukrain bei Patienten mit unterschiedlichen soliden Tumoren im Rahmen einer Phase-II-Studie zu überprüfen, waren leider an fadenscheinigen Argumenten des Vertreibers von Ukrain gescheitert (3, 4).
Literatur
1. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Zur Anwendung des Präparates „Ukrain“ in der Krebstherapie. Dt. Ärztebl. 2001, 98, B354.
2. Pressemitteilung (16/01) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte: BfArM warnt vor Präparaten „Galavit“ und „Ukrain“. http://www.bfarm.de
3. Nowicky, W.: Clinical testing of Ukrain. The Lancet Oncology 2001, 2, 10.
4. Farrugia, D., und Slevin, M.L.: Clinical testing of Ukrain – Author s reply. The Lancet Oncology 2001, 1, 204.