Eigentlich ist es traurig, daß die von dem Deutschen Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) initiierte Homöotherapie jetzt auch unseren europäischen Nachbarn mehr und mehr zu schaffen macht. Hahnemann war bereits zu seinen Lebzeiten ein höchst umstrittener Mann. Im Tagebuch des seinerzeit angesehensten Berliner Arztes Ernst-Ludwig Heim (1747-1834) findet sich am 14. Oktober 1826 unter anderem folgender Eintrag: ”…Daß Hahnemann übrigens als Mensch gar nichts tauge und ein grober, schändlicher Betrüger (ist), der im eigentlichen Sinne des Wortes den Staubbesen wert sey, weiß ich gewiß.”
Homöopathen behandeln Patienten mit Asthma und positiven Hauttests auf Hausstaubmilben oft mit hochverdünnten Präparationen von Hausstaubmilben. Eine 30 C-Potenz der Milben (Milben 30 mal 1:100 mit Wasser verdünnt), von einer Firma in Paris hergestellt, wurde von G.T. Lewith et al. aus England für eine multizentrische, plazebokontrollierte, doppeltblinde Studie an 242 Patienten mit Asthma bronchiale verwendet (Brit. Med. J. 2002, 324, 520). Die Patienten mit mildem bis schwerem Asthma mußten bei einem mit 9 Standardallergenen durchgeführten Hauttest die stärkste Überempfindlichkeitsreaktion gegen Hausstaubmilben aufweisen. Zu Anfang und nach Randomisierung wurde die Lungenfunktion gemessen und weiterhin 6, 12 und 16 Wochen nach Therapiebeginn. Die Patienten mußten in regelmäßigen Abständen standardisierte Tagebücher bezüglich Schweregrad der Symptome bzw. eventueller Änderungen in der Benutzungsfrequenz von Asthma-Sprays führen. Nach einer vierwöchigen basalen Beobachtungsperiode erhielten die Studienteilnehmer, die ihre bisherige Therapie in konstanter Dosis weiternehmen durften (aber keine oralen Kortikosteroide), innerhalb von 24 Studen 3 orale Dosen der Milben-Ultraverdünnung oder Plazebo (Verdünnung von Wasser mit sich selbst!).
Ergebnisse: 56 Patienten, meist solche mit schwererem Asthma, nahmen an der Studie nicht bis zum Schluß teil oder führten nicht regelmäßig genug Tagebuch, so daß sich die Endauswertung auf 186 Patienten bezieht. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen ”Verum” und Plazebo im Laufe der Studie. Die FEV1 besserte sich in beiden Gruppen tendenziell, in der Plazebo-Gruppe mehr als in der Homöopathie-Gruppe. In letzterer fanden sich im Laufe der 16 Wochen stärkere Schwankungen der Mittelwerte als in der Plazebo-Gruppe. Am Ende konnten die Teilnehmer gleich häufig oder selten erraten, ob sie in der Plazebo- oder ”Verum”-Gruppe gewesen waren.
In einem Kommentar von G. Feder und T. Katz aus London (Brit. Med. J. 2002, 324, 498) wird die Studie als bisher umfangreichste und methodisch beste auf diesem Gebiet gewürdigt. Sie sind der Meinung, daß nach den Erfahrungen mit plazebokontrollierten Studien über homöopathische Therapien der letzten Jahre weitere Studien keine hohe Priorität mehr haben, da sie u.a. viel Geld kosten. Naturwissenschaftlich orientierte Gegner wie auch ”philosophisch” orientierte Befürworter der Homöopathie würden sich ohnehin nicht von ihrer Einstellung abbringen lassen. Pragmatische ”Outcome”-Studien zum Vergleich von Homöopathie mit „schulmedizinischen“ Therapieverfahren werden aber weiterhin befürwortet.
Fazit: Eine umfangreiche, methodisch akzeptable, plazebokontrollierte Studie zur Therapie von Patienten mit Milben-allergischem Asthma bronchiale mit einer Hausstaub-Milben-Verdünnung in einer 30 C-Potenz versus Plazebo ergab keinen Unterschied im Verlauf der Erkrankung über 16 Wochen.