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Kava-Kava-haltige Arzneimittel sind wahrscheinlich erheblich lebertoxisch

Viele Ärzte kennen Kava-Kava oder Kavain nicht. Es ist ein Pflanzenwurzel-Extrakt, der gegen leichte Unruhezustände und Angst wirksam sein soll (1). Der Extrakt wird als Generikum, aber auch unter Warenzeichen, wie z.B. Antares oder Aigin Kava-Hevert verkauft. Kava-ratiopharm allein wurde nach dem Arzneiverordnungs-Report 2001 insgesamt 83000 mal verordnet, Kavosporal forte 59000 mal. Nun soll die Zulassung für Kava-Kava- und Kavain-haltige Arzneimittel widerrufen werden. Offenbar können sie schwere hepatotoxische Reaktionen auslösen.

Dem BfArM liegen bisher (Dezember 2001) 24 Spontanberichte über Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen (UAW) mit Leberbeteiligung vor. Unter ihnen befinden sich Meldungen über gravierende hepatotoxische Wirkungen bis hin zu Leberversagen, (cholestatischer) Hepatitis oder Leberzirrhose. Der Zusammenhang mit Kava-Kava- oder Kavain-haltigen Arzneimitteln wird vom BfArM in 18 dieser Fälle als wahrscheinlich oder möglich eingestuft. In einem Fall verlief die UAW an der Leber tödlich. In 5 Fällen wurden diese Reaktionen ohne Komedikation und nach Einnahme von Arzneimitteln beobachtet, die nur den wirksamen Bestandteil Kava-Kava oder Kavain als Reinsubstanz enthalten. 2 Berichte konnten wegen fehlender klinischer Angaben nicht bewertet werden.

Auch in Fällen einer Komedikation mit anderen Mitteln wurde das Kava-Kava-haltige Arzneimittel als Auslöser angesehen. Serologische Untersuchungen auf Hepatitis-Antikörper waren, soweit durchgeführt, in allen Fällen negativ. 4 dieser schwerwiegenden UAW im Zusammenhang mit der Einnahme Kava-Kava- oder Kavain-haltiger Arzneimittel, die eine Lebertransplantation erforderlich machten, wurden auch in der Fachliteratur publiziert (2-5).

Wer also noch geglaubt hatte, „pflanzliche Arzneimittel“ hätten keine bedrohlichen UAW, wird spätestens jetzt eines Besseren belehrt.

Auch in der Schweiz liegen 4 Spontanberichte über Leberschäden (in 3 Fällen histologisch gesichert) im Zusammenhang mit der Einnahme Kava-Kava-haltiger Arzneimittel vor (2). Der Zusammenhang dieser UAW mit der Kava-Kava-Einnahme wurde von der Interkantonalen Kontrollstelle der Schweiz in 2 Fällen als wahrscheinlich beurteilt. In den beiden anderen Fällen wurde ein kausaler Zusammemhang mit der Kava-Kava-Behandlung als möglich eingeschätzt, da auch die Komedikationen als auslösend mit in Betracht zu ziehen waren.

Der Mechanismus dieser UAW ist nicht bekannt. Nach dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse wird von einer dosisabhängigen toxischen Arzneimittelreaktion ausgegangen. Die oben beschriebenen schwerwiegenden hepatotoxischen Reaktionen sind histologisch als toxische Arzneimittelreaktionen gesichert.

Literatur

  1. Völz, H.P., und Hänsel, R.: Phytotherapie 1996, 17, 183.
  2. Brauer, R.B., et al.: Workshop für Hepatologie, Wilsede, 28.-30.6.2001.
  3. Kraft, M., et al.: Dtsch. Med. Wschr. 2001, 126, 970.
  4. Saß, M., et al.: Workshop für Hepatologie, Wilsede, 28.-30.6.2001.
  5. Strahl, S., et al.: Dtsch. Med. Wschr. 1998, 123, 1410.