Starker Kaffeekonsum in der Schwangerschaft erhöht das Risiko einer Fehlgeburt und kann das Geburtsgewicht des Kindes beeinträchtigen. K. Wisborg et al. aus Aarhus, Dänemark, untersuchten jetzt den Einfluß des Kaffeetrinkens auf das Risiko einer Totgeburt (fetaler Tod nach der 28. Schwangerschaftswoche) und des Kindstods im 1. Lebensjahr (Brit. Med. J. 2003, 326, 420). Von 1989-1996 wurden alle schwangeren Frauen in der Region um Aarhus während der 16. Schwangerschaftswoche per Fragebogen über die Quantität ihres Kaffeekonsums, über Rauchen, Alkoholgenuß etc. während der Schwangerschaft interviewt. Der Ausgang der Schwangerschaft wurde den Registern der geburtshilflichen Einrichtungen entnommen (von Hebammen erstellt). Der Koffeinkonsum bezog sich im Wesentlichen auf die Zählung der durchschnittlichen Tassen Kaffee/d. Der Genuß von Tee, Trinkschokolade und Cola spielte angeblich in der Region quantitativ keine wesentliche Rolle.
Insgesamt kamen bei 18478 Frauen mit Einling-Schwangerschaften 82 Totgeburten vor (4,4/1000 Schwangerschaften). Ähnlich hoch war die Inzidenz von Kindstod im 1. Lebensjahr (4/1000). In der Gruppe mit 1-3 Tassen Kaffee/d war das Totgeburt-Risiko im Vergleich mit Frauen, die gar keinen Kaffee tranken, nicht erhöht (Relatives Risiko = RR 0,7; CI: 0,4-1,2). Bei 4-7 Tassen/d stieg das RR auf 1,8 an, war aber nach Korrektur hinsichtlich Raucher- und Alkoholstatus mit RR = 1,4 nicht mehr signifikant erhöht. Bei mehr als 8 Tassen/d betrug das RR jedoch 3,0 (CI: 1,5-5,9) und blieb auch nach Korrektur bezüglich Rauchen und Alkohol mit RR = 2,2 (CI: 1-4,7) signifikant erhöht. In dieser Gruppe, die nur 950 Frauen umfaßte, war auch ein deutlicher Trend im Sinne des häufigeren Kindstods im 1. Lebensjahr erkennbar, der aber nach Adjustierung für Rauchen und Alkohol nicht mehr signifikant war. Frauen mit sehr hohem Kaffeekonsum rauchten im Durchschnitt mehr, tranken mehr Alkohol, waren älter, öfter Multipara und öfter alleinstehend als die Frauen, die gar keinen Kaffee tranken.
Diese prospektive Assoziationsstudie beweist nicht sicher den ursächlichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Totgeburten; jedoch könnte Coffein durch eine vermehrte Adrenalinausschüttung mit Vasokonstriktion in der Plazenta oder durch direkte toxische Einflüsse auf den Feten in einigen Fällen zum intrauterinen Kindstod führen.
Fazit: Frauen, die während der Schwangerschaft nur 1-3 Tassen Kaffee/d (oder gar keinen) trinken, die nicht rauchen und auch Alkohol meiden sind hinsichtlich des fetalen Wohlergehens auf der sicheren Seite. Jenseits von 3-4 Tassen Kaffee/d scheint sich eine Risikoschwelle für eine Schädigung des Feten zu befinden.