Das angioneurotische Ödem ist eine relativ seltene Nebenwirkung der Therapie mit ACE-Hemmern (s.a. AMB 1992, 26, 95; 1993, 27, 77; 1994, 28, 25). Man hat dieses Phänomen bisher damit erklärt, daß ACE-Hemmer nicht nur die Bildung von Angiotensin II hemmen, sondern auch den Abbau des Vasodilatators Bradykinin, der in der Pathogenese dieses Ödems eine Rolle spielt.
Da Losartan und andere Angiotensin-ll-Rezeptor-Antagonisten den Abbau von Bradykinin nicht hemmen, wurde erwartet, daß sie das Risiko, ein angioneurotisches Ödem zu entwickeln, nicht erhöhen. Diese Hoffnung hat getrogen (s.a. AMB 1996, 30, 37). Holländischen Institutionen zur Uberwachung der Arzneimittelsicherheit wurden seit der Einführung von Losartan im Jahre 1995 bis zum Mai 1997 13 Fälle bekannt, bei denen ein Angioödem mit der Einnahme des Antihypertensivums Losartan in Zusammenhang gebracht werden mußte. Darüber berichteten E.W. van Rijnsoever et al. (Arch. Intern. Med. 1998, 158, 2063). Das Ödem trat 24 Stunden bis 16 Monate nach Beginn der Therapie auf und verschwand unmittelbar nach dem Absetzen. Elf Patienten waren Frauen und zwei Männer. Dieses Geschlechterverhältnis ist auch beim ACE-Hemmer-induzierten Angioödem beobachtet worden. Drei der Patienten hatten zuvor nach ACE-Hemmern bereits ein Angioödem entwickelt. Auch in der Datenbank des BfArM finden sich 19 Berichte dieser Nebenwirkung. Die Pathogenese des Angioödems unter Angiotensin-ll-Rezeptor-Antagonisten ist somit völlig unklar.
Es empfiehlt sich, Angiotensin-ll-Rezeptor-Antagonisten (Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Valsartan) nicht solchen Patienten zu verordnen, die bereits ein angioneurotisches Ödem hatten, insgesamt auf diese Nebenwirkung vermehrt zu achten und sie zu melden.