Die bislang publizierten Berichte über Interaktionen zwischen Phytopharmaka und klassischen Medikamenten hat A. Fugh-Berman aus Washington aus mehreren medizinischen Datenbanken zusammengetragen und in tabellarischer Form im Lancet (2000, 355, 134) veröffentlicht. Die genannten Interaktionen sind sicher nur die Spitze eines Eisbergs. Da Phytopharmaka gemeinhin als harmlos angesehen werden, besteht eine hohe Wahrnehmungsschwelle und damit auch ein großes Wissensdefizit für ihre unerwünschten Wirkungen und Arzneimittelinteraktionen. Die nachfolgend übersetzte und leicht verändert wiedergegebene Liste (Tab. 1) soll dazu beitragen, den Blick für mögliche Wechselwirkungen zu schärfen. Immerhin werden in Deutschland jährlich über 50 Mio. Phytopharmaka-Verordnungen ausgestellt, in den meisten Fällen ohne ausreichenden Wirksamkeitsnachweis und ohne Kenntnis von pharmakologischen und toxikologischen Basisdaten (Schwabe, U., und Paffrath, D.: Arzneiverordnungs-Report 1999. Springer, Berlin, Heidelberg 2000).
Einige chinesische und ayurvedische Heilkräutermischungen werden in der ursprünglichen Liste mit mehreren Interaktionen ebenfalls aufgeführt. Das Problem dieser Mischungen ist, daß es keine Standards für die Inhaltsstoffe und Dosierungen gibt. Jede Charge einer solchen Medizin kann theoretisch eine andere unerwünschte Wirkung oder Arzneimittelinteraktion hervorrufen. Auch wurden in solchen Mischungen neben den Wirkstoffen der traditionellen Heilpflanzen auch immer wieder Wirkstoffe wie Paracetamol, Indometacin, Diazepam und Prednisolon gefunden.