Direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) haben in ihrem Metabolismus zwei kritische Schnittstellen mit anderen Arzneimitteln: zum einen am Effluxtransporter P-Glykoprotein (PGP) in Zellen des Gastrointestinaltrakts, der Leber und den proximalen Nierentubuli und zum anderen am hepatozellulären Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4). Der direkte Thrombin-(Faktor IIa)-Inhibitor Dabigatran und der Faktor Xa-Antagonist Edoxaban sind Substrate von PGP, und die beiden Faktor Xa-Antagonisten Apixaban […]
Aus mehreren, zum Teil auch früheren randomisierten kontrollierten Studien ist schon länger bekannt, dass Morphin und andere Opioide die Resorption verschiedener P2Y12-Inhibitoren (z.B. Ticagrelor, Clopidogrel) verzögern und deren antithrombotische Wirkung bei der Akutbehandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) hemmen können. Eine sehr kleine randomisierte und plazebokontrollierte Studie an 24 gesunden Wiener Probanden fand eine verminderte Plasmakonzentration […]
Über eine seltene, aber wahrscheinlich wichtige Arzneimittelinteraktion auf der Ebene hepatozellulärer Transportproteine berichtet im Br. J. Clin. Pharmacol. eine Gruppe aus der Schweiz (1). In dem geschilderten Fall erlitt ein 85-jähriger Mann eine schwere Rhabdomyolyse mit Nierenversagen, weil er zugleich auch Sacubitril/Valsartan und Rosuvastatin eingenommen hatte. Der beschriebene Patient hatte einen Diabetes mellitus, eine koronare […]
Nur ein kleiner Teil der Nebenwirkungen (NW) geht auf Arzneimittelinteraktionen zurück. Viel häufiger sind Fehldosierungen, Missachtung von Kontraindikationen, mangelnde Therapieüberwachung oder bekannte Nebenwirkungen, die immer mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auftreten können. Das Vermeiden von Arzneimittelinteraktionen ist jedoch ein sehr anstrebenswertes Ziel, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu verbessern, denn viele Interaktionen sind bekannt und daher potenziell vermeidbar. […]
Im Juni 2007 haben wir über UAW und Wechselwirkungen des Antiarrhythmikums Amiodaron berichtet (1). In einer „Information for Health Care Professionals” vom 8. August 2008 erinnert die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA an das erhöhte Risiko für Rhabdomyolyse mit konsekutivem Nierenversagen (und Tod) unter der Kombinationstherapie von Amiodaron plus Simvastatin (2). Das Risiko ist dosisabhängig und insbesondere […]
Amiodaron (A) ist ein wirksames und heutzutage häufig eingesetztes Antiarrhythmikum. Besonders bei der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, wird es vermehrt verordnet, da es auch bei Patienten mit struktureller Herzerkrankung (KHK, Linkshypertrophie, Kardiomyopathien, Vitien) und bei Herzinsuffizienz nicht negativ inotrop ist (vgl. 1). Betroffen vom Vorhofflimmern und damit der Verordnung von A sind häufig ältere Patienten. […]
In unserer Kleinen Mitteilung aus Schweden zur möglichen Steigerung der Wirksamkeit von Antikoagulanzien durch Tramadol (AMB 2002, 36, 78b) hatten wir geschrieben, daß diese Wechselwirkung in deutschen Fachinformationen nicht genannt wird. Die Grünenthal GmbH weist uns darauf hin, daß in den Fachinformationen zu ihren Tramal-Präparaten mittlerweile dieser Warnhinweis enthalten ist.
Die schwedische Arzneimittelbehörde macht in ihrem Informationsblatt vom Juli 2002 darauf aufmerksam, daß ihr von 1995 bis 2001 zwölf Fälle gemeldet worden sind, bei denen unter gleichzeitiger Behandlung mit Tramadol (Tramal u.v.a.) und Antikoagulanzien die antikoagulatorische Wirkung intensiviert wurde mit INR-Werten von 3,6 bis über 8,5. In vier Fällen traten nicht-bedrohliche Blutungen auf. Die INR-Werte […]
Cerivastatin war nach Pharmakokinetik und -dynamik ein durchaus verheißungsvolles Statin. Durch seinen Abbau über zwei Zytochromsysteme waren Interaktionen mit anderen Medikamenten zwar wahrscheinlich; sie schienen aber durch diesen dualen Metabolisierungsweg nicht sehr gefährlich zu sein. Cerivastatin war entwickelt worden, um bei geringerer Substanzmenge im Vergleich zu anderen Statinen eine gleiche Wirksamkeit und weniger unerwünschte Arzneimittelwirkungen […]
Wir haben uns in diesem Jahr zweimal ausführlich mit bedeutsamen Arzneimittelinteraktionen beschäftigt: zunächst mit Wechselwirkungen häufig verwendeter Medikamente in der Kardiologie (AMB 2000, 34, 17), danach mit denen von Phytopharmaka (AMB 2000, 34, 43). Wir setzen diese Reihe fort mit klinisch wichtigen Wechselwirkungen antimikrobieller Substanzen. Antimikrobielle Medikamente (Antibiotika, Virostatika, Antimykotika, Tuberkulostatika) werden sehr häufig nicht […]
Die bislang publizierten Berichte über Interaktionen zwischen Phytopharmaka und klassischen Medikamenten hat A. Fugh-Berman aus Washington aus mehreren medizinischen Datenbanken zusammengetragen und in tabellarischer Form im Lancet (2000, 355, 134) veröffentlicht. Die genannten Interaktionen sind sicher nur die Spitze eines Eisbergs. Da Phytopharmaka gemeinhin als harmlos angesehen werden, besteht eine hohe Wahrnehmungsschwelle und damit auch […]
Zusammenfassung: Polymorbidität führt zwangsläufig zur Polypharmakotherapie. Dem Arzt müssen daher nicht nur die Wirkungen und Nebenwirkungen der einzelnen Medikamente bekannt sein, sondern auch ihre wichtigsten unerwünschten Wechselwirkungen. Wechselwirkungen sind besonders dann zu erwarten, wenn Arzneimittel in den selben Regelkreis eingreifen oder dieselben Resorptions- und Abbauwege haben. Solche Medikamente sollten nicht gleichzeitig angewandt werden, vor allem […]