Wir haben mehrfach über hämatologische Komplikationen der Therapie mit Ticlopidin und mit Clopidogrel berichtet (AMB 2000, 34, 32a; 63; 67b; 96).
Im Lancet (2001, 357, 446) teilen J.-M. Trivier et al. aus Frankreich jetzt einen Fall von aplastischer Anämie mit, der sehr wahrscheinlich auf die Einnahme von Clopidogrel zurückzuführen ist. Ein 88-jähriger Mann wurde nach Endarteriektomie der rechten A. carotis ab April 1999 mit 75 mg Clopidogrel/d behandelt. Außerdem nahm er noch Felodipin, Fosinopril, Furosemid, Rilmenidin, Kaliumchlorid und Molsidomin bereits seit Januar 1998 ein. Im August 1999 wurde er wegen Herzinsuffizienz stationär aufgenommen. Es fiel eine normochrome Anämie mit Leukozytopenie und Thrombozytopenie auf. Die Knochenmarkbiopsie sprach für eine aplastische Anämie, deren Ursache unklar war. Trotz mehrfacher Bluttransfusionen starb der Patient an einer Pneumonie. Die Autoren halten es für sehr wahrscheinlich, daß Clopidogrel die Ursache der aplastischen Anämie war, da die anderen Medikamente (außer ACE-Hemmer bei Niereninsuffizienz) nicht mit aplastischen Anämien assoziiert sind. Außer diesem Fall wurde der französischen Aufsichtsbehörde ein weiterer Fall von aplastischer Anämie nach Clopidogrel gemeldet. In einem anderen Fall war eine reversible aplastische Anämie ebenfalls mit Clopidogrel assoziiert, jedoch kam als myelotoxische Substanz auch Phenytoin in Frage. Auch Neutropenie und Thrombozytopenie können durch Clopidogrel verursacht werden. Sie sind etwas häufiger als bei Einnahme von Azetylsalizylsäure (L. A. Harker et al.: Drug Saf. 1999, 21, 325). Auf Blutbildkontrollen kann also auch bei Einnahme von Clopidogrel nicht verzichtet werden. Ein weiterer Verdachtsfall von aplastischer Anämie wurde kürzlich im Lancet mitgeteilt (Meyer, B., et al.: Lancet 2001, 357, 1446).
Fazit: Unter Clopidogrel können Thrombozytopenien und Neutropenien, in seltenen Fällen, wie hier berichtet, auch eine aplastische Anämie auftreten.