Artikel herunterladen

HPV: US-Fachgesellschaften werben für die Impfung und erhalten dafür vom Impfstoffhersteller finanzielle Zuwendungen

Über die Probleme bei der Beurteilung von Wirkungen, unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) und Preis der HPV-Impfung haben wir ausführlich berichtet (1, 2). Zu Recht wurden irreführende Informationen und die aggressiven Werbekampagnen der Impfstoffhersteller kritisiert (3). Nun wurde ein neuer Werbetrick bekannt. Im Journal of the American Medical Association wird enthüllt, dass der Hersteller von Gardasil® (Merck) mehrere amerikanische Fachgesellschaften, die in Fortbildungen und Vorträgen für den Impfstoff geworben haben, finanziell unterstützt hat (4). Zu den Fachgesellschaften gehören die „American Society for Colposcopy and Cervical Pathology” (ASCCP), die „Society of Gynecologic Oncologists” (SGO) und die ”American College Health Association” (ACHA). Sie haben insgesamt 750 000 US$ erhalten (5).

Mitglieder der ASCCP führen bei Frauen, die einen auffälligen Papanicolaou-Test haben, Kolposkopien durch und untersuchen Gewebe der Zervix uteri. In der HPV-Impfung sah die Gesellschaft eine neue Aufgabe. Mit Unterstützung durch den Hersteller entwickelte sie ein „educate the educators” (Lehrt die Lehrer)-Programm, in dem u.a. dazu aufgefordert wird, öffentliche Stellen und Versicherungen davon zu überzeugen, für die Impfung zu zahlen.

In der SGO sind Gynäkologen und Geburtshelfer vertreten, die Tumoren des Reproduktionstrakts behandeln. Auch von dieser Fachgesellschaft wurde Lehrmaterial für Ärzte entwickelt, in denen eine Diskussion kritischer Punkte zur HPV-Impfung, wie z.B. die Dauer der Wirksamkeit, fehlt.

Mitglieder der ACHA sind für die Gesundheitsversorgung an Universitäten und Colleges zuständig, so z.B. auch für die Impfungen von Student(inn)en. Die ACHA entwickelte mit finanzieller Unterstützung durch Merck u.a. E-Mails, in denen die Studentinnen zur HPV-Impfung gedrängt werden. In vorformulierten Argumenten wird Ärzten für das Gespräch mit Studentinnen „Hilfestellung” gegeben. Antwortet eine Studentin auf die Frage, ob sie sexuell aktiv ist, mit „Nein”, soll der Arzt erklären, dass die HPV-Impfung in diesem Fall besonders nützlich ist, antwortet die Studentin mit „Ja”, soll der Arzt darauf hinweisen, dass sie vermutlich (noch) nicht mit allen vier HPV-Subtypen infiziert ist, gegen welche die Impfung schützt, so dass eine Impfung für sie trotzdem von Vorteil sei.

Die unkritischen Empfehlungen der Fachgesellschaften haben sicher einen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg des Herstellers geleistet, der im Jahr 2008 weltweit einen Umsatz von 1,4 Milliarden US$ erzielt hat (4).

Fazit: US-Fachgesellschaften haben mit finanzieller Unterstützung durch Merck, den Hersteller des HPV-Impfstoffs Gardasil®, Lehrmaterialien für Ärzte entwickelt, in denen der Nutzen der Impfung übertrieben dargestellt und kritische Punkte nicht diskutiert wurden. Dies ist wieder ein Beispiel für getarnte Einflussnahme der pharmazeutischen Industrie auf die Fortbildung von Ärzten, die z.B. Transparency International auch in Deutschland kritisiert hat (6).

Literatur

  1. AMB 2007, 41, 03. Link zur Quelle
  2. AMB 2007, 41, 92. Link zur Quelle
  3. Gerhardus, A., et al.: Dtsch. Arztebl. 2009, 106, A-330: Link zur Quelle
  4. Rothman, S.M., und Rothman, D.J.: JAMA 2009, 302, 781. Link zur Quelle
  5. Stein, R.: Washington Post 19.08.2009.
  6. http://www.transparency.de Link zur Quelle