Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Übersichtsarbeit des australischen National Health and Medical Research Council (NHMRC; 1). Das NHMRC ist eine staatliche Institution, die medizinische Forschung fördert und auf deren Basis Empfehlungen und Ratschläge abgibt.
Die Homöopathie wurde durch den deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1843) begründet und beruht auf zwei Annahmen:
- Substanzen, die bei Gesunden bestimmte Krankheiten oder Symptome hervorrufen, sind bei Personen mit eben diesen Störungen in sehr geringer Dosis heilsam („Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“).
- Durch Verdünnung wird die Wirksamkeit der Präparate verstärkt. Sie behalten eine „Erinnerung“ an die Substanz, von der oft kein Molekül mehr im Präparat nachweisbar ist.
Um die Wirksamkeit der Homöopathie zu evaluieren, berücksichtigte das NHMRC systematische Reviews, Informationen von Interessenvertretern der Homöopathie sowie klinische Leitlinien und Evidenzberichte aus anderen Ländern. Es wurden 57 systematische Reviews zu 68 Symptomen oder Krankheiten eingeschlossen, die zwischen 1997 und 2013 publiziert worden waren und auf 176 Einzelstudien beruhten. Nur kontrollierte klinische Studien wurden einbezogen, also Studien mit einer Vergleichsgruppe. Zweimal wurde der Öffentlichkeit und Interessenvertretern der Homöopathie die Gelegenheit gegeben, zusätzliche Informationen einzureichen. Leitlinien und Berichte aus der Schweiz und Großbritannien wurden ebenfalls berücksichtigt.
Für keine Krankheit fand sich verlässliche Evidenz, dass homöopathische Präparate einem Plazebo überlegen sind, oder wie andere Behandlungen zu Verbesserungen der Gesundheit führen. Studien, die eine Wirksamkeit der Homöopathie zu belegen schienen, waren wenig valide, z.B. wegen eines schlechten Studiendesigns, zu wenigen Teilnehmern oder unzureichender Berichterstattung. Zu den Krankheiten ohne belegte Wirksamkeit der Homöopathie gehören u.a. Asthma, Geburtswehen, allergische Rhinitis, HIV-Infektion, Cholera, Heroinabhängigkeit sowie Kopf- und Zahnschmerzen (1, vgl. 2).
Das NHMRC warnt davor, die Homöopathie bei schweren oder chronischen Krankheiten anzuwenden, oder an Stelle einer Therapie, deren Wirksamkeit belegt ist. Es rät den Bürgerinnen und Bürgern, vor der Anwendung einen Arzt zu konsultieren, homöopathische Präparate bei einem Arztbesuch anzugeben und verordnete Arzneimittel weiter einzunehmen.
Im Jahr 2013 wurden in Deutschland Homöopathika für ca. 482 Mio. € umgesetzt. Davon wurden 80% zur Selbstmedikation vom Anwender in der Apotheke gekauft und 20% von einem Arzt oder Heilpraktiker verordnet (3).
Fazit: Es gibt keinen Beleg dafür, dass homöopathische Präparate bei irgendeiner Krankheit besser als Plazebo wirken – das ist das Ergebnis einer umfassenden australischen Übersichtsarbeit. Weitere klinische Studien mit homöopathischen Mitteln scheinen nicht notwendig (vgl. 4) und in manchen Situationen sogar ethisch bedenklich zu sein: Die Homöopathie beruht auf wissenschaftlich nicht begründeten Vorstellungen, die Wirksamkeit homöopathischer Präparate ist nicht größer als Plazebo und es ist nicht zu erwarten, dass weitere Studienergebnisse deren Anhänger beeinflussen werden.
Literatur
- Australian Government,National Health and Medical Research Council 2015. Link zur Quelle
- AMB 1997, 31, 88a. Link zur Quelle
- Bundesverband derArzneimittel-Hersteller e.V. 2014. Link zur Quelle
- Kmietowicz, Z.: http://www.bmj.com/content/340/bmj.c1091 Link zur Quelle