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Neue Nomenklatur für therapeutisch eingesetzte monoklonale Antikörper

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vergibt seit 1991 internationale Freinamen für Arzneimittel (englisch: International Nonproprietary Name = INN). Zur Unterscheidung von Arzneimittelklassen werden dabei bestimmte Suffixe verwendet, z.B. –dipin für Kalziumantagonisten oder –cillin für Abkömmlinge der 6-Aminopenicillansäure.

Therapeutisch eingesetzte monoklonale Antikörper (mAK) sind bislang an dem Suffix –mab zu erkennen. Der INN-Name von mAK hat drei weitere Bestandteile: Vorweg steht ein bedeutungsloses Präfix, welches das Arzneimittel eindeutig identifizieren und aussprechbar machen soll; dann folgen zwei Infixe, die auf den Wirkort und den Ursprungsorganismus des Antikörpers hinweisen. Bei Adalimumab beispielsweise ist Ada das Präfix, –lim weist auf die Wirkung im Immunsystem hin und –u auf den humanen Ursprung des mAK. Bei Abciximab ist Ab das Präfix, –ci weist auf eine Wirkung im Herzkreislaufsystem hin und –xi auf eine chimäre Herkunft des mAK. Einige mAK haben auch noch einen Namenszusatz,
z.B. pegol, wenn sie pegyliert sind.

Derzeit gibt es 880 INN mit dem Suffix –mab. Dabei handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe von Arzneimitteln, die von kleinen Antigen-bindenden Fragmenten (Fab) bis hin zu kompletten und intakten Immunglobulinen reichen. Außerdem ist der jährliche Zuwachs an neuen, therapeutisch eingesetzten mAK groß. Daher hat die WHO nun beschlossen, die Nomenklatur zu ändern (vgl. [1]). Der Wortstamm –mab soll zukünftig nicht mehr verwendet werden. Dafür sollen vier neue Gruppen entstehen mit den Suffixen –tug, –bart, –mig und –ment. Dabei kennzeichnet –tug monospezifische, Volllängen- und Fc-Fragment unmodifizierte Immunglobuline, –bart monospezifische Immunglobuline in voller Länge mit konstruierten konstanten Domänen, –ment monospezifische Fragmente jeglicher Art, die von einer variablen Domäne eines Immunglobulins abgeleitet sind und –mig bi– oder multispezifische Immunglobuline, unabhängig von ihrem Format, Typ oder ihrer Form. Auch einige Infixe sollen überarbeitet werden.

Literatur

  1. Balocco, R., et al.: Lancet 2022, 399, 24