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Nochmals: Hyperkinetisches Syndrom und Methylphenidat (Ritalin)

Zur Ergänzung unseres Referats zur Therapie des Hyperkinetischen Syndroms mit Methylphenidat (AMB 2001, 35, 12) hat uns ein Leser auf eine aktuelle, alarmierende Arbeit aus Göttingen hingewiesen (Moll, G.H., et al.: J. Child Adolesc. Psych. Pharmacol. 2001, 11, 15). In einem Tierexperiment wurde sehr jungen und postpubertären Ratten zwei Wochen lang Methylphenidat verabreicht. Es konnte nachfolgend erstmals demonstriert werden, daß sich die Dichte der Dopamin-Transportsysteme in den Striatumzellen deutlich verringert und dies anhaltend über einen längeren Zeitraum. Nach über 70 Tagen – im Erwachsenenalter der Ratten und lange nach der Gabe von Methylphenidat – war die Dopamin-Transporter-Dichte im Vergleich zu nicht exponierten Kontrolltieren nahezu halbiert.

Normalerweise nehmen wir im AMB tierexperimentelle Studien nicht als Grundlage für positive Therapieempfehlungen. Bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist dies jedoch anders. Die wachsende Zahl der Ritalin-Verordnungen bei Kindern legt den Verdacht nahe, daß mit dieser Substanz viel zu sorglos umgegangen wird. Immer wieder ist zu lesen, daß Methylphenidat für hyperkinetische Kinder harmlos sei. Es gibt jedoch noch keine ausreichenden Langzeiterfahrungen mit Kindern, die vormals Ritalin eingenommen haben. Solange auch nur der geringste Verdacht besteht, daß Kindern mit Methylphenidat oder anderen Amphetamin-Abkömmlingen ein hirnorganischer Schaden zugefügt werden könnte, muß die Verordnung dieser Substanzen die Ausnahme bleiben. Insofern ist dem Leser für seinen wichtigen Hinweis zu danken.