Im Lancet (1997, 350, 550) erschien kürzlich eine wichtige Mitteilung von R. Lindsay et al. aus New York über die Behandlung der Osteoporose mit Parathormon (PTH). Während beim primären Hyperparathyreoidismus mit den dauernd erhöhten PTH-Konzentrationen im Blut ein Knochenabbau stattfindet, kann die ein- bzw. mehrmals tägliche Gabe von PTH anabol auf den Knochen wirken. Vor diesem Hintergrund wurden 34 Frauen mit manifester Osteoporose (Knochendichte um mehr als 2,5 Standardabweichungen unter dem Mittelwert junger Frauen oder atraumatische Frakturen) in eine Behandlungsstudie eingeschlossen, in der die Hälfte der Patientinnen nur Östrogene oder Östrogene/Gestagene, die andere Hälfte ebenfalls Sexualhormone plus humanes PTH 1-34 (25 µg in 1 ml Lösung 1mal täglich s.c.) erhielten. Die Studie dauerte 3 Jahre. Alle 17 Frauen der Östrogen-Gruppe vollendeten die Studie, aber nur 13 Frauen der Östrogen/PTH-Gruppe.
Ergebnisse: In der Östrogen/PTH-Gruppe nahm die vertebrale Knochendichte über die gesamte Behandlungsdauer kontinuierlich zu (am Ende waren es 13%; p < 0,001). Am Schenkelhals betrug die Zunahme nur 2,7%. Die Ganzkörper-Knochendichte nahm um 8% zu (p = 0,002). In keiner anderen Skelettregion wurde eine Abnahme der Knochendichte beobachtet. Die Häufigkeit von Wirbelfrakturen nahm signifikant ab (p = 0,04). Ein früher Anstieg des Serum-Osteokalzins mit deutlich verzögertem Anstieg des Knochen-Resorptionsmarkers n-Telopeptid belegte die Osteoblastenaktivierung durch PTH. In der nur mit Östrogen behandelten Kontroll-Gruppe änderte sich an keiner Meßstelle die Knochendichte. Auch Osteokalzin und n-Telopeptid blieben konstant. Fazit: Diese Ergebnisse der Kombinationsbehandlung mit Östrogen plus Parathormon bei Frauen mit manifester Osteoporose sind als sehr positiv zu bewerten. Das Behandlungsschema ist einfach. Ob PTH auch mit Calcitonin oder Bisphosphonaten kombiniert werden kann, ist noch nicht bekannt. Entscheidend für den breiteren Einsatz von PTH wird u.a. der Marktpreis nach Zulassung sein.