Die Infektion der Magenschleimhaut mit Helicobacter pylon (HP) ist ein wichtiger Kausalfaktor der chronischen Gastritis sowie Duodenal- und Magenulzera. In epidemiologischen Studien kann der Befall der Magenschleimhaut mit HP entweder durch serologische Messung des Anti-HP-lgG-Titers oder mit Hilfe der Kohlenstoff-13-Exhalations-methode erfaßt werden. Bei letzterer Methode nimmt der Patient 13C-Harnstoff oral zu sich. Der Harnstoff wird teilweise durch HP im Magen metabolisiert, und 13CO2 kann in der Ausatmungsluft nachgewiesen werden. Diese Methode beweist einen aktuellen Befall der Magenschleimhaut mit HP, während ein positiver lgG-Titer auch abgeheilte Infektionen anzeigen kann (s.a. AMB 1997, 31, 17).
Es ist unklar, welchen Effekt Alkohol und Rauchen auf den HP-Befall der Magenschleimhaut haben. Erhöhter Kaffeekonsum war bereits früher als Risikofaktor für HP-Infektionen identifiziert worden. H. Brenner et al. aus Ulm berichten im Brit. Med. J. (1997, 315, 1489) über eine Studie, in der der Einfluß von Rauchen, Alkohol und Kaffeekonsum auf das Vorhandensein von HP untersucht wurde. In einer einzigen Praxis einer Kleinstadt in der Nähe von Ulm wurden während 4 Monaten im Jahre 1996 alle Patienten gebeten, an einer kleinen Studie teilzunehmen, in deren Rahmen sie einen Fragebogen hinsichtlich sozioökonomischer Daten und dem Gebrauch von Tabak, Alkohol und Kaffee ausfüllen mußten. Anschließend wurde der 13C-Harnstoff-Exhalationstest durchgeführt. Patienten mit aktuellen Magenbeschwerden, solche mit früheren Magenulzera und solche, die kürzlich Antibiotika erhalten hatten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Insgesamt konnten 447 Patienten (Alter 15 bis 79 Jahre) untersucht werden. Bei 94 (21%) konnte mit Hilfe des Exhalationstestes ein HP-Befall nachgewiesen werden. Zwischen Rauchen und aktueller HP-Infektion fand sich keine signifikante Beziehung (Raucher 21,6%, niemals Raucher 18,2% HP-Befall). Der AIkoholkonsum wurde anhand des durchschnittlichen Alkoholgehaltes von Bier und Wein in 2 Gruppen aufgeteilt: Weniger als 75 g und mehr als 75 g Alkohol pro Woche. Der HP-Befall war bei Patienten, die gar keinen Alkohol tranken 23%, bei solchen, die weniger als 75 g pro Woche Alkohol tranken 25% und bei mehr als 75 g Alkohol pro Woche 14,9%. Die Odds Ratio (OR) für die letztere Gruppe im Vergleich mit Patienten, die keinen Alkohol tranken, betrug 0,33 (Vertrauensbereich 0,16-0,68). Entgegengesetzt war der Einfluß von Kaffeekonsum auf die Prävalenz von HP: Die lnfektionsrate von Nicht-Kaffeetrinkern war mit 11,7% auffällig niedrig. Bei 1 bis 3 Tassen Kaffee pro Tag war die lnfektionsrate 18,8 und bei mehr als 3 Tassen pro Tag 28,2%. Die OR bei Patienten, die mehr als 3 Tassen Kaffee pro Tag tranken im Vergleich mit Nicht-Kaffeetrinkern betrug 2,49 mit einem Vertrauensbereich von 1,23-5,03 und war damit, ebenso wie der Effekt von mehr als 75 g Alkohol pro Woche, hochsignifikant verschieden von Nicht-Kaffeetrinkern bzw. Nicht-Alkoholkonsumenten.
Fazit: Konsum von mehr als 3 Tassen Kaffee pro Tag ist signifikant mit einer häufigeren HP-Infektion der Magenschleimhaut assoziiert. Vermutlich ist das Kaffeetrinken ein ursächlicher Faktor für die HP-Infektion. Konsum von mehr als 75 g Alkohol pro Woche scheint die Magenschleimhaut vor HP zu schützen. Während empfohlen werden kann, weniger Kaffee zu trinken, lohnt es sich mit Sicherheit aus ganzheitlicher Sicht nicht, den Alkoholkonsum zu steigern, nur um den Magen von HP freizuhalten!