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Notfall-Hospitalisierungen wegen unerwünschter Arzneimittelereignisse

Eine aktuelle Studie von Forschern der US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) untersuchte die Ursachen von Notfall-Krankenhausaufnahmen älterer Patienten, die durch unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) verursacht waren (1; s. Tab. 1).

In der Studie wurden Daten von 12.666 Patienten mit Anfangsverdacht auf UAE von 58 an einem Pharmakovigilanzprojekt teilnehmenden Krankenhäusern aus den Jahren 2007-2009 analysiert. Eingeschlossen wurden schließlich 5.077 Patienten (alle > 65 Jahre, 48% der Patienten waren > 80 Jahre alt), deren Hospitalisierung nach Beurteilung der aufnehmenden Ärzte durch eine UAE verursacht war. Die Autoren errechnen aus den erhobenen Daten für die USA eine Gesamtzahl von ca. 100.000 Notfall-Hospitalisierungen älterer Patienten wegen UAE pro Jahr. Das entspricht einer jährlichen Rate von ca. 30 pro 100.000 Einwohner. Insgesamt 67% der in der Studie erfassten Krankenhausaufnahmen wurden auf folgende Arzneimittel zurückgeführt (allein oder kombiniert): Vitamin-K-Antagonisten (VKA; 33,3%), Insuline (13,9%), orale Thrombozytenaggregationshemmmer (13,3%) und orale Antidiabetika (OAD; 10,7%). Im Gegensatz dazu waren Arzneimittel, die von Gesundheitsbehörden als „hochriskant” (nach Healthcare Effectiveness Data and Information Set = HEDIS) oder „unangemessen” (nach Beers-Kriterien; vgl. 2-4) eingestuft werden, nur zu 1,2% bzw. 6,6% beteiligt. Insgesamt waren 65,7% der UAE durch akzidentelle Überdosierung verursacht, 27,7% durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW; s. Tab. 1) – also Schäden bei bestimmungsgemäßem Gebrauch – und 5,6% durch allergische Reaktionen. Fast alle Hospitalisierungen wegen UAE bei VKA (95,1%), bei Insulinen (99,4%) und bei OAD (99,1%) waren durch akzidentelle Überdosierungen bedingt. Die Autoren folgern, dass in den USA Tausende Hospitalisierungen älterer Menschen allein durch ein besseres Management von Gerinnungshemmern und antidiabetischen Arzneimitteln verhindert werden könnten. Dies bedeutet, dass häufiger die Gerinnung überprüft und Dosierungen angepasst werden müssen.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen einmal mehr die bekannte hohe Inzidenz von Arzneimittel-assoziierten Hospitalisierungen bei älteren Patienten. Der wesentliche (auch von den Autoren selbst angeführte) Schwachpunkt der Arbeit liegt in der Diagnose einer UAE als Grund für die Krankenhausaufnahme durch den aufnehmenden Arzt. UAE, die nicht schon bei Krankenhausaufnahme, sondern erst im Verlauf des stationären Aufenthalts als solche erkannt wurden, wurden nicht als solche erfasst. UAE, die in der Aufnahmesituation einfach zu diagnostizieren und geläufig sind, sind im Vergleich zu anderen Studien deutlich überrepräsentiert. Blutungen und Hypoglykämien sind dementsprechend die häufigsten in dieser Arbeit berichteten UAE. Dagegen sind zahlreiche andere wichtige UAE nur am Rande oder gar nicht erwähnt, wie Verschlechterung der Nierenfunktion, Elektrolytentgleisungen, kardiale Dekompensation, Arrhythmien sowie neuropsychiatrische UAE. Die Arbeit ermöglicht keine Differenzierung von Medikationsfehlern und UAW (s. Anhang Definitionen).

Fazit: Einer Studie der US-amerikanischen Centers for Disease Control zufolge werden Hospitalisierungen älterer Menschen, die bereits bei Aufnahme als unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) erkannt werden, zum Großteil durch Vitamin-K-Antagonisten, Thrombozytenaggregationshemmer, Insuline und Antidiabetika verursacht. Es ist anzunehmen, dass durch adäquate Dosierung, Berücksichtigung individueller Risikoprofile und zurückhaltende Verordnung eine beträchtliche Zahl dieser Hospitalisierungen vermieden werden kann. Da UAE sich häufig erst im Verlauf des Krankenhausaufenthalts als solche herausstellen, ist davon auszugehen, dass in dieser Studie nur ein Teil der UAE erkannt wurde.

Literatur

  1. Budnitz,D.S., et al.: N. Engl. J. Med. 2011, 365, 2002. Link zur Quelle
  2. Beers, M.H., etal.: Arch. Intern. Med. 1991, 151, 1825. Link zur Quelle
  3. Fick, D.M., etal.: Arch. Intern. Med. 2003, 163, 2716. Link zur Quelle Erratum: Arch. Intern. Med.2004, 164, 298.
  4. AMB2005, 39, 44. Link zur Quelle
  5. AMB2007, 41, 95b. Link zur Quelle

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