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Behandlung postmenopausaler Symptome mit Phyto-Östrogenen?

Populärwissenschaftliche Medien verbreiten den Glauben, daß Phyto-Östrogene typische postmenopausale Beschwerden lindern können. In vielen eßbaren Pflanzen finden sich Verbindungen, überwiegend Isoflavone, mit östrogenen und antiöstrogenen Effekten. Epidemiologische Studien scheinen zu belegen, daß in Populationen, die Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Phyto-Östrogenen konsumieren, postmenopausale Frauen weniger klimakterische Beschwerden haben. Es wurde auch spekuliert, daß die in diesen Pflanzen enthaltenen Stoffe Brustkrebs, Knochenverlust und Herzkreislauferkrankungen verhindern.

Neuerdings gibt es jedoch Interventionsstudien, die diese Wirksamkeit von Phyto-Östrogenen sehr in Frage stellen. Hierüber wird von S.R. Davis aus Australien im Br. Med. J. (1) berichtet.

Eine erste Studie von G. Wilcox et al. (2) aus dem Jahre 1990 zeigte, daß Phyto-Östrogene einen gewissen Effekt auf die Vaginalschleimhaut haben. In einer plazebokontrollierten Studie zeigte sich jedoch, daß Sojamehl, das reich an Phyto-Östrogenen ist, keinen anderen Effekt auf Hitzewallungen und auf die Vaginalzytologie hatte als Weizenmehl, das diese Substanzen nicht enthält (3). In einer weiteren Studie, in der 12 Wochen lang der Effekt von Sojamehl-Supplementen mit Linsenmehl und Weizenmehl auf Hitzewallungen untersucht wurde, war der Effekt am besten in der Weizenmehl-Gruppe, in der die Urinausscheidung von Isoflavonen am geringsten war (4).

In einer weiteren Studie hatte teilgereinigtes Sojaprotein verglichen mit Kasein einen gering besseren Effekt auf Hitzewallungen. Der Unterschied war aber nicht signifikant (5).

Zwei Studien mit Tabletten, die aus rotem Klee extrahierte Isoflavone enthielten, ergaben in Tagesdosen von 40 mg oder 160 mg keinen besseren Effekt auf Hitzewallungen und andere menopausale Symptome als Plazebo (6, 7).

In vitro ist der Effekt von Phyto-Östrogenen auf Östrogenrezeptor-positive bzw. -negative Mammakarzinom-Linien sehr unterschiedlich. Niedrige Konzentrationen stimulieren das Zellwachstum von Rezeptor-positiven Zellen, während höhere Konzentrationen, die mit diätetischen Maßnahmen in Körperflüssigkeiten wohl nicht erreicht werden können, das Wachstum von Rezeptor-positiven und -negativen Zellen hemmen (8). Es gibt keinerlei Hinweise dafür, daß Phyto-Östrogene gegen Brustkrebs schützen. Sie sollten auch nicht zusammen mit chemisch definierten Antiöstrogenen wie Tamoxifen bei Brustkrebs-Patientinnen gegeben werden, da sie den Tamoxifen-Effekt möglicherweise antagonisieren.

Frauen, die nur milde postmenopausale Symptome haben, können durch Änderungen ihres Lebensstiles, vielleicht auch der Diät, durch verminderten Konsum von Zigaretten, Kaffee und Alkohol sowie durch Streß-Management ihre Symptome lindern. Es gibt keinerlei Hinweise dafür, daß selbst die Einnahme großer Mengen von Nahrungsmitteln mit einem hohen Anteil an Phyto-Östrogenen, z. B. Sojamehl, einen spezifischen Effekt auf die postmenopausalen Symptome hat. Bei Patientinnen mit ausgeprägteren Symptomen ist eine zeitlich begrenzte und in der Dosis allmählich absteigende Östrogen-Therapie weiterhin die Methode der Wahl.

Fazit: Die wenigen bisher publizierten plazebokontrollierten Studien zum Effekt von extrahierten Phyto-Östrogenen oder von Nahrungsmitteln, die reich an Phyto-Östrogenen sind, auf postmenopausale Beschwerden, besonders Hitzewallungen, haben keine bessere Wirkung als die von Plazebo ergeben.

Literatur

1. Davis, S.R.: Br. Med. J. 2001, 323, 354.
2. Wilcox, G., et al.: Br. Med. J. 1990, 301, 905.
3. Murkies, A.L., et al.: Maturitas 1995, 21, 189.
4. Dalais, F.S., et al.: Climacteric 1998, 1, 124.
5. Albertazzi, P., et al.: Obstet. Gynecol. 1998, 91, 6.
6. Baber, R.J., et al. Climacteric 1999, 2, 85.
7. Knight, D., et al.: Climacteric 1999, 2, 79.
8. Davis, S.R., et al.: Recent Progress in Hormone Research 1999, 54, 185.