Ausgabe 08 / 2021

Multimedikation: Weiterhin keine klare Evidenz für den Nutzen digital unterstützter Entscheidungshilfen

Wiederholt haben wir uns mit dem Thema Polypharmakotherapie (PPT) befasst (1, 2, 4). Ältere und multimorbide Patienten sind erwartungsgemäß besonders häufig davon betroffen. Der Anteil unangemessen verschriebener Arzneimittel (Über-, Unter-, Fehltherapien) ist dabei hoch und „Adverse Drug Events“ (ADE, d.h. UAW, Überdosierungen, Medikationsfehler und allergische Reaktionen) sowie Wechselwirkungen führen dazu, dass Krankenhausaufnahmen älterer Patienten in […]

Einsamkeit – ein Risikofaktor für Multimedikation und für die Verordnung von Risikomedikamenten?

Einsamkeit ist bei älteren Menschen vermehrt mit physischen und psychischen Symptomen, wie Schmerzen, Schlaflosigkeit, Depression und Angstzuständen, assoziiert (1). Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit für die Einnahme von Arzneimitteln erhöht, die bei diesen körperlichen oder psychischen Symptomen verschrieben werden (s.u.). Die meisten dieser Medikamente sind jedoch für ältere Menschen riskant und führen vermehrt zu Nebenwirkungen, wie […]

Akuter Leberschaden durch Paracetamol in therapeutischer Dosierung

Paracetamol ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen sowie von Fieber und gehört zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland und Österreich (1, 2, vgl. 3). Der Abbau von Paracetamol findet überwiegend in der Leber statt über Konjugation mit Glucuronsäure und Schwefelsäure. Ein geringer Teil der Metabolisierung erfolgt über den […]

Irrationale Verordnungen von Schilddrüsenhormonen

L-Thyroxin (Levothyroxin) gehört seit Jahren zu den am meisten verordneten Arzneimitteln. Trotz wiederholter Mahnungen vor einem „Overuse“ steigen die Verordnungszahlen seit Jahren weiter an (1). Hauptindikation für Schilddrüsenhormone ist die symptomatische Hypothyreose, z.B. nach einer Thyreoiditis oder nach Thyreoidektomie. Dagegen ist die milde subklinische Hypothyreose – Definition: erhöhtes TSH < 10 mU/l bei normalen Werten […]

Dauertherapie mit Protonenpumpeninhibitoren: strenge Indikation bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern trotz anderslautender Metaanalyse

p > Den US-amerikanischen und taiwanesischen Autoren einer aktuell im J. Clin. Endocrinol. Metab. publizierten Metaanalyse zufolge wirkt sich die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) positiv auf die glykämische Kontrolle bei Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) aus (1). Die Studie fand weltweit viel Resonanz in verschiedenen medizinischen Medien (2). In die Analyse wurden zum einen Studien […]

Therapie hospitalisierter COVID-19-Patienten mit Janus-Kinase-Inhibitoren

Die meisten Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen asymptomatisch oder milde (1). Eine kleine Gruppe von Patienten entwickelt aber einen sehr schweren Verlauf mit hoher Letalität, meist infolge einer hyperinflammatorischen Reaktion. Es werden daher Arzneimittel benötigt, die diesen Verlauf mildern oder verhindern. Bisher haben erst zwei Wirkstoffe die Letalität bei diesen Patienten überzeugend reduzieren können: Glukokortikosteroide (z.B. […]

SGLT2-Hemmer in aller Munde – Kommt nach Diabetes und Herzinsuffizienz nun bald auch die Zulassung für Patienten mit Niereninsuffizienz?

Zusammenfassung: Seit 9 Jahren sind verschiedene Hemmstoffe des Natrium-Glukose-Cotransporters-2 (SGLT-2) zur oralen Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen. Sie sind eher schwache Blutzuckersenker, weshalb meist eine Kombinationsbehandlung, beispielsweise mit Metformin, erfolgen muss. Sie gehören zu den wenigen Antidiabetika mit nachgewiesenem Nutzen hinsichtlich der kardiovaskulären Morbidität und Letalität. Dieser Nutzen tritt unabhängig von der Blutzuckersenkung […]