Aktuelle Ausgabe Jahrgang 59, Nr. 5, May 2025

Behandlung neuropathischer Schmerzen. Aktuelle Übersicht und Empfehlungen [CME]

Sehr viele Menschen werden von neuropathischen Schmerzen (npS) geplagt. Die Prävalenz soll zwischen 6,9% und 10% liegen; sie steigt mit dem Alter und mit bestimmten Komorbiditäten an . Anders als beim akuten, nozizeptiven Schmerz handelt es sich bei npS ja nicht um ein sinnvolles Warnsignal des Körpers bei Verletzungen oder Entzündungen, sondern um eine die […]

Embolie-Prophylaxe mit direkten oralen Anti-koagulanzien bei Vorhofflimmern nach spontaner intrazerebraler Blutung: eine Zwickmühle [CME]

Zur Prophylaxe kardioembolischer Ereignisse bei Patienten mit Vorhofflimmern (Vofli) haben sich heute direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) weitgehend durchgesetzt, teils mit und teils ohne Berechtigung . Ein wichtiges Argument für eine Behandlung mit DOAK ist, dass es unter einer 2,2-jährigen DOAK-Behandlung statistisch zu weniger intrazerebralen Blutungen (ICB) kommt als unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA): hämorrhagische Schlaganfälle: 0,4% vs. […]

Herzinsuffizienz bei Aortenklappenstenose: Nutzen durch medikamentöse Therapie nach Klappenimplantation [CME]

Studiendaten und klinische Erfahrung zeigen, dass nach operativer oder katherinterventioneller Sanierung einer hochgradigen Aortenklappenstenose (AS), besonders im ersten Jahr danach, bei etwa einem Fünftel der Patienten die Symptome der Herzinsuffizienz persistieren oder rezidivieren. Die langjährige Erhöhung der Nachlast durch die AS führt bei allen Patienten zu einer myokardialen Hypertrophie des linken Ventrikels (LV) mit diastolischer […]

Auslöser, Prävention und Management des medikamentös induzierten Delirs bei Patienten mit vorbestehender Demenz – eine Leitlinien-Recherche [CME]

Die Prävalenz von Deliren bei hospitalisierten Patienten steigt mit zunehmendem Alter: sie wird bei den > 64-Jährigen mit 25% und bei den > 85-Jährigen mit bis zu 64% angegeben . Schwere Erkrankungen, chirurgische Eingriffe und invasive Beatmung erhöhen das Risiko. Delire verursachen nicht nur einen höheren Pflegeaufwand und zusätzliche Kosten, sondern sind auch mit einer erhöhten Sterblichkeit […]

Lenacapavir zur langwirkenden antiretroviralen HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe bei verschiedenen Hochrisikogruppen in reichen Ländern

Neuinfektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) sind seit 2010 weltweit um 35% gesunken; dennoch stieg in bestimmten Risikogruppen die Inzidenz an, wie zum Beispiel bei Frauen in Afrika , , . In reichen westlichen Ländern gibt es spezielle Risikogruppen: Cisgender-Homosexuelle, Bisexuelle und Transgender-Frauen , . In den USA betrafen 67% der Neuinfektionen im Jahr 2022 […]

Maßnahmen gegen Impfmüdigkeit und Impfskepsis

Unter der Überschrift „Combating vaccine revisionism“ hat „Nature Medicine“ seine Leserinnen und Leser dazu aufgefordert, entschieden und aktiv allen Behauptungen entgegenzutreten, es gebe nicht genügend Beweise für die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen . Aufhänger dieser Initiative sind die aktuellen Entwicklungen in den USA. Dort wurden in den ersten 4 Monaten dieses Jahres bereits 12 lokale […]

Empfehlung der Redaktion

Maßnahmen gegen Impfmüdigkeit und Impfskepsis

Unter der Überschrift „Combating vaccine revisionism“ hat „Nature Medicine“ seine Leserinnen und Leser dazu aufgefordert, entschieden und aktiv allen Behauptungen entgegenzutreten, es gebe nicht genügend Beweise für die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen . Aufhänger dieser Initiative sind die aktuellen Entwicklungen in den USA. Dort wurden in den ersten 4 Monaten dieses Jahres bereits 12 lokale […]

Morbus Whipple – rein orale Therapie oder die etablierte Therapie mit 14-tägiger intravenöser Induktion. Eine Nicht-Unterlegenheits-Studie [CME]

Studien, die unabhängig von der Pharmaindustrie initiiert und durchgeführt werden, sind im Bereich der Pharmakotherapie eher selten. Noch seltener sind prospektive randomisierte Studien bei seltenen Erkrankungen, wie hier zur Therapie des Morbus Whipple, in der die Patienten ca. 10 Jahre lang eingeschleust und nach Therapieende noch mindestens 2 Jahre nachbeobachtet wurden . Der Morbus Whipple hat eine […]

Sieben Jahre Cannabis-Legalisierung in Kanada – eine Bilanz [CME]

Weltweit nehmen sowohl der Cannabis-Konsum als auch der Tetrahydrocannabinol (THC)-Gehalt in Cannabisprodukten zu. Der Konsum von Cannabis wird kausal mit dem Auftreten von Psychosen und Schizophrenie in Verbindung gebracht (vgl. ). Die WHO geht davon aus, dass ein wöchentlicher Cannabiskonsum mit einem um 35% erhöhten Risiko für die Entwicklung einer psychotischen Störung verbunden ist und ein […]

Deutlich erhöhtes Blutungsrisiko bei Komedikation von oralen Antikoagulanzien mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern [CME]

Antidepressiva gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten überhaupt, speziell die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zur Behandlung von Depressionen und vielen anderen Indikationen, oft mit unzureichender Evidenz und unsicherer Nutzen-Risiko-Relation . SSRI hemmen aber nicht nur den Serotonin-Transporter im Gehirn, sondern auch die im Rahmen der Blutgerinnung wichtige Thrombozytenaggregation. In den Thrombozyten ist fast das gesamte […]

Aktuelle Zuschriften

Leserbrief: Nochmals – Behandlung eines ADHS bei kongenitalem Long-QT-Syndrom

Dr. F. aus T.: << Ich habe mit Interesse Ihre Antwort auf die Frage eines psychiatrischen Kollegen gelesen und möchte hierzu zwei Anmerkungen machen. Nach meiner Erfahrung mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Guanfacin (Intuniv®) wirksam überwiegend bei hyperkinetischen Problemen, weniger bei einer reinen Aufmerksamkeitsdefizitsymptomatik. Außerdem ist mir nicht bekannt, dass Guanfacin für Erwachsene […]

Leserbrief: Zur Therapie der arteriellen Hypertonie

Dr. A.M. aus K. schreibt zu unserem Artikel „Die neue Leitlinie der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft zu erhöhtem Blutdruck und Hypertonie“ : >> Ihre Kritik an der ESC-Leitlinie zur Hypertonie teile ich. An einer Stelle ist diese Leitlinie jedoch gegenüber der ebenfalls von Ihnen erwähnten deutschen Nationalen Versorgungsleitlinie Hypertonie zu bevorzugen. Die ESC-Leitlinie empfiehlt, nach einer […]

Meistgelesene Artikel

Therapieansätze beim Post-COVID-Syndrom [CME]

Die sehr vielfältigen COVID-Folgeerkrankungen beschäftigen Ärztinnen und Ärzte, Sozialversicherungen, Arbeitgeber und die Gesundheitspolitik. Laut Robert Koch-Institut (RKI) berichten 6,5% der Betroffenen 6 bis 12 Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion über gesundheitliche Störungen mit Einschränkungen in ihren gewohnten Leistungs- und Funktionsfähigkeiten im Alltag . Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind bedeutsam. Nach Angaben einer großen gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland wurden […]

Die neue Leitlinie der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft zu erhöhtem Blutdruck und Hypertonie [CME]

Im Oktober hat die ESC ihre neuen Hypertonie-Leitlinien veröffentlicht . Auf 107 Seiten sind dort rund 130 Empfehlungen zu lesen, davon 58 neue und 36 überarbeitete. Es handelt sich also um eine bedeutsame Überarbeitung der Vorgängerversion von 2018. Die Leitlinie ist redaktionell sehr gut gestaltet und beinhaltet u.a. 24 Abbildungen mit Erläuterungen zur Pathophysiologie sowie Flussdiagramme zu […]

Neuer Risikorechner in den USA stuft kardiovaskuläre Risiken niedriger ein und erspart potenziell Millionen eine Statin-Therapie [CME]

Die Abschätzung des individuellen kardiovaskulären Risikos hat eine große Bedeutung bei der Entscheidung über die Intensität verschiedener präventiver Maßnahmen, besonders bei Personen, die bislang noch kein kardiovaskuläres Ereignis hatten. Statine sind in Deutschland in dieser präventiven Situation innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung derzeit ab einem 10-Jahres-Risiko > 20% „auf der Basis der zur Verfügung stehenden Risikokalkulatoren“ erstattungsfähig; […]

Rezidivprophylaxe nach “kryptogenem” Schlaganfall [CME]

Ischämische zerebrale Insulte betreffen überwiegend Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren und eindeutigen Emboliequellen, z.B. hochgradige Karotisstenose, permanentes Vorhofflimmern ohne Therapie mit Antikoagulanzien. Bei etwa einem Viertel aller Schlaganfälle ist jedoch keine Ursache offensichtlich erkennbar. Für diese Schlaganfälle hat sich in der Vergangenheit die Bezeichnung „kryptogen“ etabliert. Dabei handelt es sich allerdings um eine sehr heterogene und […]

Zur Behandlung von Depressionen im Alter [CME]

Zwischen 2% und 10% der älteren Menschen leiden unter Depressionen. Die Prävalenz ist höher, wenn bestimmte Komorbiditäten vorliegen: Bei geriatrischen Patienten im Krankenhaus beträgt sie > 30% und bei Patienten nach Schlaganfall, mit Krebs oder Parkinson-Erkrankung sogar > 40% . Die Diagnose und Behandlung von Depressionen im Alter erfolgt überwiegend in der Primärversorgung. Es gibt […]

Antidepressiva und Suizidalität [CME]

In Deutschland starben im Jahr 2022 insgesamt 10.119 Menschen durch Suizid . Suizidversuche werden nicht systematisch erhoben, aber es wird geschätzt, dass auf jeden Suizid 15-20 Suizidversuche kommen . Rund 75% der Suizide werden von Männern begangen. Suizidversuche sind dagegen bei Frauen häufiger. Die geringere Letalität bei Frauen wird unter anderem mit der Präferenz für weniger […]

Deutlich erhöhtes Blutungsrisiko bei Komedikation von oralen Antikoagulanzien mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern [CME]

Antidepressiva gehören zu den am häufigsten verordneten Medikamenten überhaupt, speziell die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zur Behandlung von Depressionen und vielen anderen Indikationen, oft mit unzureichender Evidenz und unsicherer Nutzen-Risiko-Relation . SSRI hemmen aber nicht nur den Serotonin-Transporter im Gehirn, sondern auch die im Rahmen der Blutgerinnung wichtige Thrombozytenaggregation. In den Thrombozyten ist fast das gesamte […]

Wie die Tabakindustrie Einfluss auf die medizinische Fortbildung nimmt [CME]

Nicht nur die Hersteller von Arzneistoffen und Medizinprodukten beeinflussen im Sinne ihrer kommerziellen Interessen die Art und den Inhalt praxisrelevanter medizinischer Informationen, sondern auch die Tabakindustrie. Wir haben vergangenes Jahr mehrfach dazu berichtet (vgl. ). Kurze Zeit später analysierte dann das British Medical Journal die Einflussnahme eines großen Tabakkonzerns auf die Inhalte des einflussreichen medizinischen Informationsportals […]

Potenzielle Interaktionen Cannabidiolhaltiger Arzneimittel [CME]

Anlässlich des vor kurzem in Deutschland in Kraft getretenen Cannabis-Gesetzes haben wir auf Nutzen und Gesundheitsrisiken von Cannabis-Produkten hingewiesen – soweit sie bisher bekannt sind . Cannabis dürfte einen gewissen therapeutischen Nutzen haben in der Tumor- und Schmerztherapie, bei chronisch entzündlichen Darm- und einigen neurologischen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose und Epilepsie . Der Gebrauch von […]

Therapie mit GLP1-Agonisten: Gefahr der Überdosierung von gewichtsabhängig dosierter Komedikation [CME]

Der Hype um die „Glucagon-like peptide 1 receptor“-Agonisten (GLP-1-A, Inkretin-Mimetika) ist ungebrochen: ihr „Off-label-use“ als „Abnehmspritze“ hat bereits zu globalen Versorgungsengpässen von Semaglutid geführt – zum Nachsehen von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2. Es gibt kaum eine Erkrankung, bei der der Einsatz von GLP-1-A derzeit nicht in Studien untersucht wird. Wir haben zuletzt über Semaglutid bei Herzinsuffizienz […]

Colchicin in der Rezidivprophylaxe bei kleinen bis mittelschweren akuten Schlaganfällen [CME]

Schlaganfälle werden nach ihrer Pathogenese in fünf Subtypen differenziert (TOAST-Klassifikation; ): Arteriosklerose der großen Arterien; Kardioembolie; Verschluss kleiner Gefäße; Schlaganfall mit ungewöhnlicher anderer, definierter Ätiologie (z.B. Dissektionen, fibromuskuläre Dysplasie, Vaskulitis u.a.; Schlaganfall unbestimmter Ätiologie (ESUS = Embolic Stroke of Undetermined Source). Etwa 25% der Patienten mit akutem ischämischem Insult sind im Verlauf von einem Rezidiv betroffen, […]

„Postakutes COVID-19-Impfsyndrom“ – Was ist hierzu bekannt? [CME]

Wir haben 2021 im Zusammenhang mit der Zulassung auch über die Nebenwirkungen der Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 berichtet und u.a. geschlussfolgert, dass Häufigkeit und Bedeutung später auftretender systemischer unerwünschter Arzneimittelereignisse (UAE) noch zu klären seien . Nun, knapp 4 Jahre später, ist klar, dass es wenige schwerwiegende UAE gibt, die insgesamt zwar als „sehr selten“ (Häufigkeit < 0,01 %) […]

Vitamin K2 oral bei idiopathischen nächtlichen Wadenkrämpfen? [CME]

Etwa 50 bis 60% der Bevölkerung über 50 Jahre kennt schmerzhafte nächtliche Muskelkrämpfe . Dies sind über wenige Sekunden bis mehrere Minuten (im Mittel 9 Minuten) anhaltende, sichtbare und tastbare Dauerkontraktionen einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen . Hauptsächlich sind die Wadenmuskeln und das Fußgewölbe betroffen, wobei es zu einer starken Plantarflexion mit sehr schmerzhafter Krümmung der Zehen […]

Schwere Arzneistoffallergie: Das DRESS-Syndrom [CME]

Fallbericht: Ein 62-jähriger, übergewichtiger Mann mit Typ 2-Diabetes mellitus und stabiler koronarer Herzkrankheit stellt sich wegen zunehmender Beschwerden im Bereich der Fuß- und Handgelenke in einer Klinikambulanz vor. Erfahrene Rheumatologen stellen die Diagnose Gicht, die neben Laborbefunden auch durch Gichtknoten gestützt wird und verschreiben u.a. eine Packung Febuxostat, welche der Patient bis zu Ende nimmt. Drei […]

Finerenon zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion: Enttäuschende Effekte in der FINEARTS-HF-Studie [CME]

Wir haben in den letzten Jahren mehrfach über die schwierige Behandlung der Herzinsuffizienz mit erhaltener oder leicht reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFpEF, HFmrEF) berichtet (vgl. ). Anders als bei der Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfunktion (HFrEF) zeigen die üblichen Medikamente zur Besserung der Herzinsuffizienz hier kaum positive Wirkungen: ACE-Hemmer (ACE-H) und AT-II-Rezeptor-Blocker (AT-II-RB) im Vergleich zu Plazebo ohne […]